Marie Wieck ist die Blockchain-Chefin von IBM und sitzt zugleich im Daimler-Aufsichtsrat. Ein überraschendes Treffen in Stockholm
Der Bus ist schon ziemlich voll – aber da, neben einer sympathisch wirkenden Frau ist noch ein Platz. „Hi, I am Marie Wieck“, begrüßt sie mich. Das nennt man wohl einen Volltreffer: Marie Wieck ist als IBM-Managerin zuständig für alles was mit Blockchain zu tun hat.
Genau deswegen haben wir gerade das gleiche Ziel in Stockholm: die Me Convention, eine Veranstaltung, die nicht so leicht zu beschreiben ist. Eine Mischung aus Festival und Kongress, jedenfalls mit dem Anspruch, die Welt neu zu denken. Das Format, erprobt in Texas unter dem Titel SXSW („South by Southwest“), ist von Daimler in Europa übernommen worden, vielleicht aus Marketing-Gründen, um sich ein modernes Image zu geben, wahrscheinlich auch in der Hoffnung, den Geist solcher Veranstaltungen ins eigene Unternehmen zu tragen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Marie Wieck jedenfalls ist voll Elan. Morgen, verrät sie, wird IBM eine neue Anwendung der Blockchain für eine soziale Anwendung vorstellen. Es geht darum, dass die Menschen selbst entscheiden können und sollen, was mit ihren Daten passiert, vor allem auch mit ihren Gesundheitsdaten, die einerseits hochsensibel sind, aber in anonymisierter Form auch ihren Wert haben
in Stockholm spricht Marie Wieck über Plastik. Viel sagen muss man dazu nicht: Es gibt zu viel davon, vor allem an Orten, wo es nicht hingehört, in der Landschaft, in den Meeren, in der Nahrungskette. Gäbe es eine Währung, mit der man Plastikmüll zu einem eigenen Wert verschaffen könnte, wäre das ein Teil der Problemlösung, dachte der Kanadier David Katz und schuf die Plastic Bank. Das Geschäft funktioniert schon seit Jahren, mit der Blockchain aber kann es neue Fahrt aufnehmen. Shaun Frankson, der mit Katz die Plastic Bank aufgebaut hat, ist auch auf der Me Convention und will mit Marie Wieck für sein Anliegen werben.
Vielleicht gewinnt die Plastic Bank auch Daimler als Partner. Denn Marie Wieck ist nicht nur irgendeine Speakerin auf der Me Convention. Die 57 Jahre alte Amerikanerin sitzt auch im Daimler-Aufsichtsrat, wo Frauen erst in den vergangenen Jahren in größerer Anzahl eine Bedeutung haben. Marie Wieck betrachtet das als Mission. „Es ist wichtig, dass Frauen eine Stimme haben“, sagt sie. „Vor allem, wo es um Technik geht.“
Wir sind angekommen in Nacka Strandsmassan, wo die Me Convention stattfindet. Ihre Notizen, mit denen sie sich auf die Session zur Plastic Bank vorbereiten wollte, steckt sie ungelesen ein. Kein Zweifel, sie hat es ohnehin nicht nötig.
Quelle: FAZ.NET