Selbstregulierung der Krypto-Industrie – Fluch oder Segen?

[SaraCryp2]

Institutionelle Investoren schrecken vor einem Eintritt in den unregulierten Kryptomarkt zurück. Zu groß ist die Gefahr vor Hackern und Betrügern. Da es keine Regulierungsaufsicht gibt, suchen Krypto-Insider nach Möglichkeiten der Selbstregulierung, um die Branche für institutionelle Investoren attraktiver zu machen.

Die Krypto-Industrie reguliert sich selbst
Zweifelslos wächst das Interesse von Privatpersonen, Unternehmen und von Institutionen stetig. Doch die heranwachsende Industrie ist nach wie vor von Betrug und Unsicherheit über fehlende Regulierungen geprägt. Allein im zweiten Quartal 2018 verloren Investoren laut Business Insider Kryptowährungen im Wert von rund 670 Millionen US-Dollar durch Hacks von Krypto-Börsen und diverser Betrugsmaschen.

Das soll sich nun ändern. Die Virtual Commodity Association möchte den Kryptomarkt transparenter machen und auf faire Regulierungen drängen. Sie ist die erste Selbstregulierungsorganisation der Branche, welche im August 2018 von den Krypto-Börsen Gemini (Winklevoss Brüder), Bitstamp, bitFlyer USA und Bittrex ins Leben gerufen wurde.

Auch die Blockchain Association, ein Zusammenschluss aus einigen Unternehmen der Kryptoszene, möchte die Regulation des Kryptomarktes vorantreiben. Sie besteht aus Unternehmen wie Coinbase, Circle, Digital Currency Group, Polychain Capital, Protocol Labs und Zcash und fokussiert sich auf den Verbraucherschutz und die steuerliche Behandlung von Tokens und Coins.

Ist die Selbstregulation der richtige Weg?
Während viele Experten die Gründung der VCA und anderer Zusammenschlüsse für einen Schritt in die richtige Richtung halten, gibt es auch einige Skeptiker. Jospeh Moreno, ein Partner der White Collar Defense and Investigation Group der Anwaltskanzlei Cadwalader, ist der Meinung, dass Selbstregulierungsorganisationen nicht sehr effektiv sind.

„Eine Selbstregulierungsorganisation hat keine Aussagekraft, wenn es keine Regulierungsbehörde dahinter gibt… Es sieht ohne eine gesetzliche Autorität nicht sehr wirksam aus.“

Moreno stellte den selbstregulierenden Charakter der VCA mit dem der Financial Instrustry Regulatory (FINRA) gegenüber, welche vom Kongress autorisiert und von der Securities and Exchange Commission (SEC) überwacht wird. Dank der direkten Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden ist die FINRA in der Lage gegen Dienstleister der Krypto-Branche vorgehen zu können, von welchen sie glaubt, dass auf der falschen Seite des Gesetzes operieren.

Unternehmenszusammenschlüsse zur Selbstregulierung des Kryptomarktes hingegen „werden keine staatsähnlichen Regulierungsbefugnisse haben, Vollstreckungsklagen erheben oder Geldbußen verhängen“, sagt Moreno.

Selbstregulierung überhaupt erwünscht?
Nicht jeder Marktteilnehmer der Krypto-Szene steht Selbstregulierungsorganisationen wie der VCA und der Blockchain Association offen gegenüber. Einigen Kritikern zufolge verstoßen solche Organisationen gegen das Konzept der Dezentralisierung, welche den Kern der blockchain-basierten digitalen Währungen darstellt.09

Monero sagte:

„Ein Teil des Charmes und der Faszination an Blockchain-Technologie ist auf darauf zurückzuführen, dass zentrale Vermittlungsinstanzen wegfallen könnten“

„Innerhalb der Community gibt es eine klare Haltung gegen Zentralisierung und die Verteilung von Macht auf wenige Personen.“

Allerdings gibt es offensichtliche Gründe für das Entstehen dieser Organisationen. 2018 haben Regierungsbehörden auf der ganzen Welt versucht die Industrie, welche stetig wachsende Aufmerksamkeit erfährt, von außen zu regulieren.

Anfang diesen Jahres war dies in Form von Unterlassungsaufforderungen und sogar pauschalen Verboten gegen Kryptowährungen und Unternehmen, welche daran arbeiten, zu sehen. Erst kürzlich haben die SEC und die FINRA eine Reihe von Strafermittlungen gegen einige Firmen eingeleitet, welche mit Kryptowährungen arbeiten.

Als Reaktion darauf haben die Betreiber der betroffenen Plattformen und Handelsplätze ihren gesamten Firmensitz in Länder mit besseren regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen, wie z.B. der Insel Malta, verlagert.